Ein Blick auf die Umweltbilanz: Sind Stoffwindeln umweltfreundlicher?
Die Frage, ob Stoffwindeln wirklich umweltfreundlicher sind als Einwegwindeln, beschäftigt viele Eltern, die nachhaltig handeln möchten. Eine aktuelle Studie von CE Delft, in der eine Lebenszyklusanalyse (LCA) von Stoff- und Einwegwindeln durchgeführt wurde, liefert neue Einblicke in die Ökobilanz dieser Produkte. Der Bericht vergleicht die Umweltbelastungen, die durch die Produktion, Nutzung und Entsorgung von Einweg- und Stoffwindeln entstehen, und zeigt auf, wie verschiedene Faktoren – insbesondere das Nutzungsverhalten – die Umweltfreundlichkeit beeinflussen können.
Er bestätigt damit auch die Ergebnisse der von der Life-Cycle-Iniative beauftragen Meta-Analyse.
Einwegwindeln: Hohe Umweltbelastung durch Produktion und Entsorgung
In den Niederlanden werden jährlich rund 200.000 Tonnen Einwegwindeln verbraucht und größtenteils verbrannt, was zu hohen CO₂-Emissionen und einer großen Menge an Restmüll führt. Die LCA-Studie zeigt, dass Einwegwindeln, die verbrannt werden, den höchsten CO₂-Fußabdruck aufweisen. Fast 70 % der gesamten Klimaauswirkungen entstehen in der Produktionsphase – vor allem durch den hohen Einsatz von Kunststoffen und Superabsorbern, die nicht biologisch abbaubar sind.
Eine Alternative ist das Recycling von Einwegwindeln. Laut Studie kann der CO₂-Fußabdruck durch die Nutzung der thermischen Druckhydrolyse um 41 % gesenkt werden. Dennoch bleibt das Recycling eine ressourcenintensive Lösung und erreicht nicht die niedrige Umweltbelastung, die mit Stoffwindeln möglich ist.
Stoffwindeln: Abhängig vom Verbraucherverhalten
Stoffwindeln haben das Potenzial, eine weitaus geringere Umweltbelastung zu verursachen – unter bestimmten Bedingungen. Anders als bei Einwegwindeln hängt die Umweltbilanz von Stoffwindeln nämlich stark vom Wasch- und Trocknungsverhalten der Eltern ab. Laut der Studie kann der CO₂-Ausstoß durch Stoffwindeln bis zu viermal niedriger sein als der von Einwegwindeln. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn sie umweltbewusst genutzt werden: Das bedeutet, die Windeln in vollen Maschinen bei niedrigen Temperaturen zu waschen und auf das Trocknen im Wäschetrockner zu verzichten.
Wird hingegen jede Windel separat gewaschen und dazu noch ein energieintensiver Trockner verwendet, kann die Umweltbelastung von Stoffwindeln sogar 50 % höher sein als die von verbrannten Einwegwindeln. Ein ökologisch sinnvoller Einsatz von Stoffwindeln erfordert also eine gewisse Planung und die Nutzung energieeffizienter Geräte.
Wasserverbrauch und andere Umweltfaktoren
Neben den CO₂-Emissionen hat die Studie auch andere Umweltfaktoren berücksichtigt, wie den Wasserverbrauch und die Süßwasser-Eutrophierung. Hier schneiden Einwegwindeln in der Regel besser ab, da das Waschen von Stoffwindeln einen hohen Wasserbedarf verursacht. Die Süßwasser-Belastung ist durch die Verwendung von Waschmitteln und durch die Rückstände des Waschvorgangs höher, ebenso wie die Belastung der Süßwasserökosysteme durch Abwässer. Trotz dieser Faktoren wird die Gesamtumweltbelastung der Stoffwindeln durch den wiederholten Gebrauch erheblich gesenkt.
Was die Zukunft bringt: Strommix und Nachhaltigkeit
Die Studie hat zudem die Auswirkungen des Stromverbrauchs für das Jahr 2030 prognostiziert, wenn eine umweltfreundlichere Strommischung erwartet wird. Mit dieser zukünftigen Stromzusammensetzung würden Stoffwindeln noch umweltfreundlicher und könnten selbst bei intensiver Nutzung den CO₂-Fußabdruck von Einwegwindeln bei weitem unterbieten.
Fazit: Umweltfreundlich, aber abhängig vom Nutzungsverhalten
Stoffwindeln bieten eine nachhaltigere Alternative zu Einwegwindeln, solange sie möglichst energieeffizient gewaschen und getrocknet werden. Eltern, die sich für Stoffwindeln entscheiden, können durch umweltbewusstes Nutzungsverhalten aktiv dazu beitragen, die Umweltbelastung zu minimieren und eine positive Wirkung auf die Umwelt zu erzielen.
Die CE-Delft-Studie verdeutlicht, dass Stoffwindeln nicht per se umweltfreundlicher sind, sondern dass ihr ökologischer Fußabdruck stark von den Nutzungsgewohnheiten abhängt. Eltern können diesen jedoch mit einfachen Maßnahmen – wie dem Verzicht auf den Trockner und dem Waschen in vollen Maschinen – deutlich reduzieren.