Wissenthe nappy business

Wollwissen: 4 faszinierende Fakten über die Selbstreinigungskräfte von Wolle

„Wolle kannst du einfach auslüften.“ „Wolle ist ganz easy, reinigt sich eigentlich selbst.“ „Brauchst du echt nur ganz selten waschen.“

Wirklich? Können wir unsere Wollwindeln tatsächlich einfach nur auslüften lassen und haben danach wieder eine saubere Windel? Und wenn ja, wie macht Wolle das?
Wolle hat viele tolle Eigenschaften und das liegt am Aufbau und der chemischen Zusammensetzung einer Wollfaser. Aber reinigt sich Wolle jetzt wirklich selbst? Ja, irgendwie schon.

Die Wollfaser hat einige Eigenschaften, die die natürliche Reinigung unterstützen.

4 Fakten über Wolle

  1. Schmutz gelangt gar nicht erst in die Faser
    Der oberste Mantel einer Wollfaser ist ein Bollwerk, dass Schmutz und Dreck nur schwer durchdringen kann. Die bewegliche Schuppenschicht und die hohe Elastizität trägt dazu bei, dass Schmutzpartikel nur schwer haften bleiben. Diese Schuppenschicht bedingt übrigens auch, dass Wolle sich verfilzt, wenn sie im Wasser bewegt wird. Die Schuppen verhaken sich nämlich bei Bewegung untereinander. Als kleiner Zusatz obendrauf: Wolle ist antistatisch, d.h. sie zieht Staub und Schmutz nicht an.
  2. Wolle stinkt nicht (so schnell)
    Die oberste Schicht der Wollfaser ist hydrophob, das bedeutet, dass Wassertropfen abperlen, Wasserdampf aber durchgelassen wird. Deshalb gelangt z.B. bei Schweiß oder auch Urin die Feuchtigkeit in die Faser: Das material fühlt sich trocken an. Salze und Duftpartikel jedoch nicht. Das führt dazu, dass Wolle nicht so schnell müffelt, wie andere Materialien. Sauberer wird die Wäsche dadurch aber nur gefühlt.
  3. Lanolin-Support
    Das Wollwachs, dass die Wollfasern umgibt, ist nicht nur zusätzlicher Schutz, der Schmutzpartikel davon abhält. Lanolin reagiert mit dem Ammoniak aus Urin oder z.B. auch mit Schweißsalzen und verseift zu einer Lauge, die reinigende Wirkung hat.
  4. Wollfasern können Bakterien abwehren
    Eigentlich bieten die Proteine der Wolle einen hervorragenden Nährboden für Bakterien. Gerade naturbelassene Wolle ist deshalb nicht anti-bakteriell. Es gibt jedoch Studien, die sich die einzelnen Bestandteile der Wollfaser angeschaut haben und dort eine anti-bakterielle Wirkung feststellen konnten. Auch hier spielt wieder die hydrophobe (wasserabweisende) Eigenschaft der Faser eine wichtige Rolle. Bakterien, die sich in einer Wasserlösung aufhalten, können nicht in die Faser eindringen und finden so keinen Nährboden.

Fazit: Wolle kann ziemlich viel, aber trotzdem sollte sie ab und an richtig gewaschen werden. Gerade in unserem Bereich, wo sie viel mit Urin und Stuhl in Verbindung kommt und daher auch vermehrt mit Bakterien.
Trotzdem ist sie ein sehr robustes Material, dem man so schnell nichts anhaben kann. Bei normaler Kleidung sieht das nochmal anders aus. Da kann es auch reichen, den Dreck abzubürsten.

Und ihr? Wascht ihr eure Wollwindeln nach diesem Beitrag jetzt öfter oder seltener ? Und wie sieht es mit Kleidung aus Wolle aus? Muss man die überhaupt noch waschen. Die kommen ja kaum noch wirklich mit Schmutz in Berührung. Was nehmt ihr in eure Beratung mit?

Quellen:

  • Woolmark Learning Center
  • Caven, B., et al. “An Investigation into the Possible Antibacterial Properties of Wool Fibers.” Textile Research Journal, vol. 89, no. 4, Feb. 2019, pp. 510–516, doi:10.1177/0040517517750645.
  • Erdogan, Umit Halis, et al. “Wool Fibres.” Handbook of Natural Fibres, edited by Ryszard M. Kozłowski, 2nd ed., Woodhead Publishing, 2020, pp. 257–278. Woodhead Publishing Series in Textiles. doi:10.1016/B978-0-12-818398-4.00011-6.
  • Wagner Günter. Waschmittel Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 4th ed., Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2010.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert